
Mastitis bei der Kuh – Symptome, Vorbeugung, Behandlung
Mastitis, auch als Euterentzündung bekannt, stellt eines der häufigsten und zugleich wirtschaftlich bedeutendsten Gesundheitsprobleme in der Rinderhaltung dar.
Diese entzündliche Erkrankung der Milchdrüsen kann durch verschiedene Bakterien in Kombination mit Hygieneproblemen und Umweltfaktoren verursacht werden. Sie führt nicht nur zu einer verminderten Milchleistung und veränderter Milchqualität, sondern kann auch erhebliche finanzielle Verluste mit sich bringen.
Lesen Sie bei uns, wie Sie Mastitis frühzeitig erkennen, vorbeugen und effektiv behandeln können. Lernen Sie dabei die unterschiedlichen Formen der Mastitis kennen, erfahren Sie alles über die Ursachen und Symptome und profitieren Sie von unseren Handlungsempfehlungen für die Diagnose und Therapie.
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Auf einen Blick – Checkliste bei Mastitis*
* Haftungsausschluss: Diese Informationen stellen keine medizinischen Ratschläge dar und ersetzen keine medizinische Diagnose, Beratung und Behandlung diesbezüglich durch einen Tierarzt. Trotz größter Sorgfalt bei deren Erstellung kann keine Gewähr und keine Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen werden.
Symptome | Vorbeugen | Behandeln |
---|---|---|
Klinische Mastitis: ✔ schwerer Krankheitsverlauf ✔ hohes Fieber ✔ Appetitlosigkeit, Teilnahmslosigkeit ✔ Euter geschwollen, gerötet, erwärmt, schmerzhaft ✔ Milch wässrig, geflockt, blutig oder eitrig ✔ reduzierte Milchleistung
Subklinische Mastitis: ✔ keine sichtbaren äußeren Anzeichen am Euter ✔ Milch optisch unauffällig ✔ Leistungsabfall ✔ erhöhte Zellzahl in der Milch (>200.000 Zellen/ml) ✔ Veränderungen der Milchzusammensetzung ✔ erhöhte Anfälligkeit der Kuh für Infekte |
✔ gute Euter- und Melkhygiene vor und nach dem Melken sowie in der Trockensteh-Phase
✔ optimale und hygienisch einwandfreie Melktechnik
✔ gute Stallhygiene insbesondere der Liegeflächen
✔ Stärkung der Immunabwehr
✔ Impfung
✔ Monitoring der Zellzahlen in der Milch & Melkprotokolle |
✔ den Tierarzt umgehend hinzuziehen
✔ Therapie mit Antibiotika und/oder schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten
✔ bei Mastitisformen mit Sekretveränderungen ggf. Ausmelken
✔ Reinigung des Euters und der Zitzen
✔ Reinigung, Desinfektion & Wartung der Melkmaschinen und -utensilien |

Mastitis bei Kühen – Was ist das?
Mastitis, auch bekannt als Euterentzündung, zählt zu den häufigsten Gesundheitsproblemen bei Milchkühen. Es handelt sich dabei um eine entzündliche Erkrankung der Milchdrüse, die hauptsächlich durch Bakterien, aber auch durch Pilze, Viren oder physikalische Reize verursacht werden kann. Eine Euterentzündung kann in einem oder in mehreren Vierteln des Euters auftreten. Sie führt zu einer verminderten Milchleistung, Veränderungen in der Milchqualität und kann erhebliche wirtschaftliche Verluste für Landwirte bedeuten.
Leichte Formen einer Mastitis zeigen eher milde Symptome, doch in ihrer schwersten Ausprägung kann eine Euterentzündung auch zum Tod der Kuh führen. Daher erfordert jede dieser Formen eine spezifische Diagnose und Behandlung, um den Schaden für das Tier und den Betrieb möglichst gering zu halten. Bei Verdacht auf Euterentzündung ist eine tierärztliche Behandlung nötig.
Die verschiedenen Formen der Mastitis
A) Nach dem Verlauf der Erkrankung
- Perakute Mastitis: sehr schwere Form mit plötzlichem Beginn, Fieber, Schock und möglicherweise tödlichem Verlauf
- Akute Mastitis: starke Entzündungszeichen (u.a. Rötung, Schwellung, Schmerzen), häufig eitrige Milch
- Subakute Mastitis: weniger ausgeprägte Symptome, Milchveränderungen sichtbar
- Chronische Mastitis: langanhaltende oder wiederkehrende Euterentzündung, oft mit verhärtetem Eutergewebe
B) Nach dem Erscheinungsbild
- Klinische Mastitis: sichtbare Symptome wie Schwellung, Rötung, veränderte Milch (Flocken, Blut, Eiter)
- Subklinische Mastitis: keine sichtbaren Symptome, aber erhöhte Zellzahlen in der Milch und Leistungsrückgang
C) Nach Art der Infektion beziehungsweise nach Erreger
- Umweltbedingte Mastitis: durch Keime aus der Umgebung, häufig durch schlechte Stall-Hygiene (z. B. E. coli, Streptococcus uberis). Verläuft meist mit deutlichen Symptomen.
- Kontagiöse Mastitis: Übertragung durch Ansteckung von Kuh zu Kuh, über den Melkroboter oder das Melkpersonal (z. B. Staphylococcus aureus, Streptococcus agalactiae). Die Symptome der Entzündung fallen meist eher gering aus.

Ursachen von Mastitis bei Kühen
Da die Ursachen für Mastitis bei der Kuh entscheidend für die Behandlung sind, muss die Frage danach als erstes geklärt werden. In der Regel sind unerwünschte Krankheitserreger Hauptauslöser einer Euterentzündung: Bakterien und Co. dringen durch die Zitzen oder kleine Hautrisse ins Euter ein und verursachen dort eine Immunreaktion der Abwehrzellen in Form einer Entzündung. Diese Entzündung soll die Bakterien mitsamt ihren Giftstoffen (Endotoxine) zerstören oder zumindest neutralisieren. Durch sie kann es jedoch zu Schäden am Gewebe des Euters kommen.
Kühe sind in bestimmten Phasen der Laktation und unter bestimmten Umweltbedingungen besonders gefährdet:
- Übergang von der Trockenstehphase zur Laktation: Kurz vor und nach der Kalbung ist das Immunsystem der Kuh geschwächt. Der Zitzenkanal ist in dieser Phase besonders empfindlich und kann sich leicht infizieren.
- Frühe Laktation (erste zwei Monate): Eine hohe Milchproduktion kann das Eutergewebe belasten. Offenstehende Zitzen nach dem Melken bieten Eintrittspforten für Keime. Durch den hohen Energiebedarf können die Kühe in eine negative Energiebilanz geraten, was sie anfälliger für Infekte macht.
- Trockenstehphase (insbesondere erste Wochen nach dem Trockenstellen): Durch das Trockenstellen verändert sich das Eutergewebe, was Entzündungen begünstigen kann. Ohne Melken wird kein regelmäßiger Keimabfluss mehr gewährleistet.
- Späte Laktation: Kühe mit bereits geschädigtem Eutergewebe können anfälliger für eine chronische Mastitis sein.
Begünstigt werden kann die bakterielle Infektion unter anderem durch …
- eine unsachgemäße Melkhygiene oder Melktechnik
- mangelhafte oder fehlende Zitzenpflege
- Mikroverletzungen aufgrund eines zu hohen Vakuumdrucks im Melkzeug
- Nährstoffmangel infolge schlechter Fütterung
- schlechte Stallhygiene, insbesondere feuchte, verschmutzte Liegeplätze
- ungünstiges Stallklima, zum Beispiel zu hohe Feuchtigkeit oder zu hohe Temperaturen (Hitzestress)
- Stress
Gesunde Tiere mit einem gut entwickelten Immunsystem können ein gewisses Maß an Bakterien bekämpfen, ohne dass dies ihre Gesundheit beeinträchtigt. Ist das Immunsystem der Kuh den Erregern nicht gewachsen, kann es zu schwereren Verläufen der Krankheit kommen.
Vorwiegend umweltassoziierte Mastitiserreger (Umwelterreger) …
… führen eher zu akuten, klinischen Mastitiden mit deutlichen Symptomen. Sie hängen oftmals stark mit mangelnder Stallhygiene auf den Liegeflächen sowie mit der Sauberkeit und Feuchtigkeit der Einstreu zusammen.
Erreger | Mastitis-Form | Merkmale |
---|---|---|
Escherichia coli (E. coli) | meist akute bis perakute klinische Mastitis (toxische Mastitis) | oft schwere Verlaufsform mit Fieber, Schock möglich |
Klebsiella spp. | meist akute bis perakute klinische Mastitis | oft schwere Verlaufsform, besonders in feuchter Einstreu (Sägespäne) zu finden |
Streptococcus uberis | meist akute subklinische Mastitis (gelegentlich chronisch) | oft schleichender Verlauf |
Pseudomonas spp. | chronische oder akute klinische Mastitis, gelegentlich subklinisch | akute Infektionen können schwer verlaufen |
Vorwiegend kontagiöse beziehungsweise euterassoziierte Mastitiserreger …
… verursachen meist chronische subklinische Mastitiden. Sie zeichnen sich zum Großteil dadurch aus, dass sie ansteckend sind und von Tier zu Tier übertragen werden können – zum Beispiel durch Hygienemängel beim Melken und/oder kleinere Verletzungen am Zitzenkanal. Immer wiederkehrende oder nicht vollständig ausgeheilte Infektionen können chronisch werden.
Erreger | Mastitis-Form | Merkmale |
---|---|---|
Staphylococcus aureus | meist chronische, subklinische Mastitis, kann aber auch akut verlaufen | häufigster Mastitiserreger, erhöhte Zellzahlen in der Milch, ansteckend und schwer behandelbar |
Streptococcus agalactiae | meist chronische, subklinische bis klinische Mastitis | hoch ansteckend, Erhöhung der Zellzahl in der Milch, gut behandelbar |
Streptococcus dysgalactiae | meist akute bis subklinische Mastitis | Übergangsform zwischen kontagiös und umweltassoziiert |
Mycoplasma spp. | meist chronische klinische oder subklinische Mastitis | ansteckend (Übertragung durch kontaminiertes Melkzeug oder direkten Kontakt), Therapie schwierig, keine Reaktion auf Beta-Laktam-Antibiotika |
Symptome und Diagnose – So erkennen Sie Mastitis
Mastitis-Form | Symptome |
---|---|
Akute und perakute klinische Mastitis |
✔ innerhalb kurzer Zeit schwerer Krankheits-Verlauf ✔ hohes Fieber (>39,5 °C) ✔ Appetitlosigkeit ✔ reduzierte Milchleistung ✔ Teilnahmslosigkeit, Lahmheit (bei schwerer Mastitis) ✔ Euter: Schwellung, Rötung, Überwärmung und Schmerzhaftigkeit des betroffenen Euterviertels; harte oder weiche Konsistenz, abhängig vom Erreger ✔ nur wenig Milch melkbar, diese ist wässrig, mit Flocken, Blut oder Eiter ✔ bei schwerer Mastitis: Schockzustand, Festliegen bis zum Tod |
Subklinische Mastitis |
✔ keine sichtbaren äußeren Anzeichen am Euter (keine Schwellung, Rötung oder Verhärtung) ✔ Milch optisch unauffällig (keine Flocken, Blut oder Wässrigkeit). ✔ teilweise Leistungsabfall der Milchmenge um bis zu 10 % oder mehr ✔ erhöhte Zellzahl in der Milch (>200.000 Zellen/ml); diese könnte jedoch auch andere Ursachen wie mechanische Reizungen, oder Stress haben; daher kein eindeutiger Faktor ✔ Veränderungen der Milchzusammensetzung (geringerer Laktosegehalt, höherer Chlorid- und pH-Wert, reduzierter Fett- und Eiweißgehalt) ✔ erhöhte Anfälligkeit der Kuh für Infekte, aber auch für eine klinische Mastitis |
Chronische Mastitis |
✔ immer wiederkehrende oder langanhaltende Entzündung (> 2 Wochen bis mehrere Monate) ✔ Symptome weniger ausgeprägt als bei einer akuten Mastitis ✔ Euterveränderungen: leichte Schwellung oder Verhärtung, Bildung von Narben oder Knoten, jedoch keine starke Rötung oder Wärme ✔ Rückgang der Milchleistung, langfristige Euterschäden (verhärtetes Gewebe, funktionslose Drüsenviertel) ✔ veränderte Milchqualität mit reduziertem Fett- und Eiweißgehalt; kann wässrig oder verfärbt sein und Flocken, Klumpen oder Schleim aufweisen ✔ wiederholt oder dauerhaft erhöhte Zellzahl in der Milch (>200.000 Zellen/ml) ✔ Neigung der betroffenen Rinder zu gelegentlichen akuten Schüben mit stärkeren Schmerzen, Fieber und deutlicher Euterschwellung ✔ abhängig vom Erreger sind betroffene Kühe eine permanente Ansteckungsgefahr für den Rest der Herde |
Akute, klinische Mastitis bei Kühen diagnostizieren
Vorab: Sollten Sie den Verdacht hegen, dass eine oder mehrere Ihrer Kühe unter einer akuten, klinischen Mastitis leiden, sollten Sie umgehend einen Tierarzt hinzuziehen!
Sie selbst können Ihre Tiere auf folgende Weise untersuchen, regelmäßig kontrollieren und die festgestellten Symptome protokollieren:
- Beurteilung des Allgemeinzustands des Rinds: Gibt es Auffälligkeiten im Verhalten, die normalerweise nicht zutreffen (zum Beispiel eine ungewöhnliche Teilnahmslosigkeit etc.)? Neigt die Kuh in letzter Zeit häufiger zu Infekten?
- Abtasten des Euters: Weist das Euter einen veränderten Umfang auf, ist das betroffene Euterviertel geschwollen, verhärtet und/oder gerötet? Fühlt sich das Gewebe beim Abtasten wärmer als normal an und ist die Untersuchung/Berührung des Euters schmerzhaft für die Kuh?
- Messung der Körperinnentemperatur: Hat die Kuh Fieber oder eine erhöhte Temperatur?
- Beobachtung der Futter- und Tränkeaufnahme: Zeigt das Tier eine verringerte Futteraufnahme, Anzeichen von Appetitlosigkeit oder Dehydrierung?
- Untersuchung der Milch: Wie ist die Sekretbeschaffenheit? Ist die Milch wässrig oder gar blutig, weist sie Flocken, Verklumpungen oder Verfärbungen auf?
- Beobachtung der Milchleistung: Ist ein Rückgang der Milchmenge festzustellen?
- Milchzelltest (zum Beispiel Schalmtest, California Mastitis Test – CMT): Ist die Anzahl der somatischen Zellen (vor allem Leukozyten) in der Milch erhöht (>200.000 Zellen/ml)?
Treffen zwei oder mehrere dieser Faktoren zu, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit Mastitis vor. Wenden Sie sich an Ihren Tierarzt, wenn sich auch leichte Symptome nicht innerhalb von 24 Stunden bessern oder im Gegenzug sogar verschlechtern – auf jeden Fall jedoch bei Fieber, starken Schwellungen und Schmerzen! Der Tierarzt kann durch Laboruntersuchungen den Erreger genau bestimmen lassen und umgehend die richtige Therapie einleiten.
Subklinische und chronische Mastitis bei Kühen diagnostizieren
Während sich bei der akuten, klinischen Mastitis meist deutliche Symptome feststellen lassen, gestaltet sich die Diagnose bei der subklinischen und der chronischen Mastitis ungleich schwerer. Denn: Kuh, Euter und Milch wirken häufig auf den ersten Blick normal.
Wichtig: Landwirte können viele erste Diagnosemaßnahmen selbst durchführen, doch der Tierarzt sollte in schweren oder unklaren Fällen hinzugezogen werden, insbesondere bei therapieresistenten oder seuchenhaft auftretenden Mastitiden.
Das kann der Landwirt tun:
- Milchzellzahlkontrolle: Die regelmäßige Kontrolle der somatischen Zellzahl (SCC) über Milchleistungsprüfung (Grenzwert: > 100.000–200.000 Zellen/ml) kann einen Hinweis auf das Vorliegen einer Mastitis geben (zum Beispiel Schalmtest, California Mastitis Test – CMT). Bei einer chronischen Mastitis sollte die Prüfung über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgen.
- Beobachtung der Milchleistung: Ist ein Rückgang der Milchmenge festzustellen?
- Leitfähigkeitsmessung: Die elektronische Leitfähigkeit der Milch kann als ein erster Indikator für Euterentzündungen hinzugezogen werden. Melkroboter oder Melkstände liefern diese Werte meist automatisch, es gibt jedoch auch mobile Handmessgeräte. Die Leitfähigkeit wird in Milli-Siemens pro cm (mS/cm) angegeben. Normale Milch weist etwa 4,0–5,5 mS/cm auf, bei Mastitis-Verdacht steigt der Wert über > 6,0 mS/cm.
- pH-Wert-Messung: Die Messung wird mithilfe von Test-Stäbchen durchgeführt. Normalerweise liegt der pH-Wert von frischer Kuhmilch zwischen 5,5 und 6,8. Mastitismilch ist meist alkalischer, ihr pH-Wert ist erhöht. Die Messung kann vom Landwirt selbst durchgeführt werden oder vom Tierarzt zusätzlich zur bakteriologischen Untersuchung.
Das macht der Tierarzt:
- Bakteriologische Milchuntersuchung: Mithilfe einer sterilen Milchprobe kann in einem Labor der Erreger und seine Resistenz gegenüber bestimmten Antibiotika identifiziert werden.
- Laktatdehydrogenase (LDH): Laktatdehydrogenase (LDH) ist ein Enzym, das bei Gewebezerfall freigesetzt wird und daher auch als Marker für Euterentzündungen genutzt werden kann. Hohe LDH-Werte können zusammen mit einer erhöhten Zellzahl auf eine bakterielle Mastitis hindeuten. Ein LDH-Schnelltest kann mithilfe einer Milchprobe vom Landwirt oder vom Tierarzt durchgeführt werden. Für eine exakte LDH-Messung (mit Zahlenwerten) ist jedoch eine Labordiagnostik notwendig.
- Eutersonografie: Eventuell kann eine Eutersonografie zur Beurteilung von Gewebeschäden durchgeführt werden.

Maßnahmen und Behandlung von Mastitis bei Kühen
Wie schon bei der Diagnose und den Symptomen wird auch bei der Behandlung zwischen klinischer und subklinischer beziehungsweise chronischer Mastitis unterschieden. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind wichtig, um die Heilung zu fördern und langfristige Schäden am Euter zu vermeiden. Handelt es sich um eine ansteckende Form von Mastitis, sollten die betroffenen Tiere vom Rest der Herde getrennt werden.
Antibiotika & Schmerzmittel
Bei einer Mastitis müssen in erster Linie die bakteriellen Erreger bekämpft werden. Dazu werden vom Tierarzt verschriebene Antibiotika in der Regel über Injektionen oder orale Medikation verabreicht. Einige speziell für die Behandlung von Mastitis gedachte intramammäre Antibiotika können auch direkt in das betroffene Euterviertel injiziert werden. Bei multiresistenten Keimen oder sehr langanhaltenden Infektionen kann eine Kombinationstherapie erforderlich sein.
Um die Symptome der Entzündung, wie sie vor allem bei der klinischen Form auftreten, zu hemmen (zum Beispiel Schwellungen, Rötung, Wärme oder Schmerzen), kommen ebenfalls vom Tierarzt verschriebene schmerz- und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz.
Wichtig: Während der Behandlung darf die Milch des betroffenen Tieres nicht in die Lebensmittelkette gelangen. Nach Abschluss der Behandlung muss die Milch der Milchkuh regelmäßig auf Rückstände von Antibiotikum überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie für den Verzehr geeignet ist.
Melkmaßnahmen & Melkhygiene
Bei einigen Mastitis-Formen mit Sekretveränderungen (zum Beispiel durch E. coli) kann regelmäßiges und vorsichtiges Ausmelken die Therapie durch Ausschwemmen der Erreger und Giftstoffe unterstützen. Das Melken sorgt dafür, dass die Milch – sowie je nach Form der Mastitis auch Eiter oder Blut – regelmäßig abfließt und damit unter Umständen das Wachstum der Bakterien einschränkt. Darüber hinaus kann auch schmerzhafter Druck auf das Euter reduziert oder verhindert werden. Achtung: Insbesondere bei kontagiösen Mastitiden kann zu häufiges Melken die Verbreitung des Erregers bewirken.
Hygiene und Desinfektion der Zitzen und des Euters sind weitere Maßnahmen. Eine gründliche Reinigung des Euters und vor allem der Zitzen mit dafür vorgesehenen Mitteln vor dem Melken sind entscheidend, um die Infektion einzudämmen.
Auch mangelnde Melkhygiene (zum Beispiel verschmutztes Melkwerkzeug) kann eine Euterentzündung begünstigen. Melkmaschinen und -utensilien sollten regelmäßig gewartet und desinfiziert werden.
Weitere unterstützende Maßnahmen
Eine grundsätzliche Verbesserung der Haltungs- und Hygienebedingungen können die Heilungschancen sowie die Eutergesundheit beeinflussen: Dazu zählen unter anderem ein trockenes und sauberes Stallklima mit einer angemessenen Belüftung, das regelmäßige Reinigen der Liegeflächen und die Entfernung von Urin- oder Kotverschmutzungen, die die Euter infizieren könnten.
Dies wirkt sich ebenso auf das Tierwohl aus wie die Unterstützung des Immunsystems durch die Vermeidung von Stress, die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und eine ausgewogene Fütterung mit einer optimalen Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

Mastitis bei Kühen vorbeugen
Zur Vorbeugung von Mastitis bei Rindern empfiehlt sich eine ganzheitliche Strategie, die sich auf Hygiene, Melktechnik, Fütterung, Stallmanagement und Tiergesundheit konzentriert.
Euter- und Melkhygiene
Eine gute Euterhygiene ist der wichtigste Faktor zur Vermeidung von Mastitis.
Vor dem Melken sollte/n …
- … das Euter beurteilt werden (Sichtkontrolle)
- … die Zitzen mit Einmal-Papiertüchern oder speziellen Euterreinigungstüchern gereinigt werden. Bei sehr verschmutzten Zitzen kann warmes Wasser mit einem milden Reinigungsmittel verwendet werden.
- … die Zitzen optional in ein desinfizierendes Dippmittel getaucht werden (Vordippen). Nach einer Einwirkzeit von etwa 30 Sekunden kann das Mittel mit einem sauberen Tuch abgewischt werden.
- Sobald die Zitzen sauber und trocken sind, wird das Melkzeug angelegt.
Bei einem Automatischen Melksystem (AMS) oder Melkroboter erfolgt die Vorreinigung vollautomatisch.
- Das System erkennt die Kuh über ein Halsband oder einen Transponder. Ein rotierender Reinigungs- und Stimulationsbecher (mit Wasser und Desinfektionslösung) reinigt die Zitzen mechanisch.
- Manche Systeme nutzen Bürsten, um Schmutz zu entfernen.
- Im Anschluss werden die Zitzen je nach System direkt nach der Reinigung getrocknet, bevor Melkzeug automatisch angesetzt wird.
- Integrierte Sensoren prüfen auf Milchqualität und mögliche Erkrankungen.
Nach dem Melken …
- … erfolgt das Nachdippen mit verschiedenen Wirkstoffen (z. B. Jod, Milchsäure, Milch- und Salizylsäure, Chlorhexidin etc.), um das Euter gegen Umweltkeime zu schützen.
- … muss das Melkzeug nach jeder Kuh gereinigt werden, um eine Keimübertragung zu vermeiden.
- Beim Automatischen Melksystem (AMS) wird nach dem Melkvorgang oft automatisch ein Nachdippmittel auf die Zitzen gesprüht.
Während der Trockenstehphase …
… können Zitzenversiegler eingesetzt werden, wenn sich nicht von allein ein Keratin-Pfropf bildet, der vor dem Eindringen von Umweltkeimen schützt. Zitzenversiegler werden direkt nach dem letzten Melken mit einer speziellen Spritze in den Zitzenkanal injiziert. Sie sollten nur bei gesunden Eutern angewendet werden. Auf eine saubere Arbeitsweise bei der Verabreichung und eine vorherige Desinfektion der Zitzen ist zu achten. Achtung: Der Versiegler darf nicht in das Euter massiert werden, da er nur im Zitzenkanal wirken soll.
Optimierung der Melkanlage & Melktechnik
- Überprüfen Sie die Saugkraft und Pulsation des Melkzeugs, um eine schonende Melkung zu gewährleisten.
- Verwenden Sie passende Zitzenbecher, um Druckstellen und Verletzungen zu vermeiden.
- Die Melkmaschine sollte regelmäßig gereinigt und (mindestens zweimal pro Jahr) durch einen Fachmann gewartet werden.
Verbesserung der Stallhygiene
Saubere und trockene Liegeplätze sind entscheidend, um Umweltkeime zu reduzieren. Entfernen Sie daher regelmäßig Mist und Nässe in den Laufgängen und vor allem in den Liegeboxen. Wechseln Sie ebenso regelmäßig die Einstreu, besonders in Tiefstreuboxen (zum Beispiel Stroh oder Sägemehl) und verwenden Sie zusätzlich Hygienekalk. Sorgen Sie darüber hinaus für eine gute Belüftung im Stall, um der Bildung von Feuchtigkeit und Keimen entgegenzuwirken.
Impfung, Früherkennung & Monitoring
Eine Impfung der Kühe gegen Mastitis kann zur Reduzierung der Häufigkeit und Schwere einer bakteriellen Euterentzündung beitragen, sie jedoch nicht völlig ausschließen. Es gibt verschiedene Impfstoffe, die entweder gegen spezifische Erreger (Staphylococcus aureus, Escherichia coli, Streptococcus uberis) wirken. Die Wirksamkeit hängt auch von Stallmanagement, Fütterung und Genetik der Tiere ab.
Bei der Früherkennung insbesondere von subklinischer oder chronischer Mastitis kann ein gezieltes Monitoring der Zellzahlen in der Milch mithilfe von Schalmtests oder anderen Verfahren zur Milchkontrolle unterstützen. Führen Sie dazu Melkprotokolle. Überprüfen Sie darüber hinaus regelmäßig die Eutergesundheit sowie den Allgemeinzustand Ihrer Tiere.
Tierwohl stärken
Mithilfe einer optimalen Fütterung mit einer bedarfsgerechten Mineralstoff- und Vitaminversorgung (z. B. Vitamin E, Selen, Zink) kann das Immunsystem der Rinder unterstützt werden. Füttern Sie ausgewogene Rationen mit genügend Rohfaser zur Förderung einer intakten Verdauung. Achten Sie darauf, dass das Futter mykotoxinfrei ist, um Belastungen des Immunsystems zu vermeiden. Bieten Sie darüber hinaus eine gute Wasserversorgung und saubere Tränken.
Sorgen Sie durch gezieltes Stallmanagement und passendes Stall-Equipment für weniger Verletzungsgefahren und mehr Kuhkomfort. Stellen Sie den Tieren ausreichend Liegeplätze und Fressplätze zur Verfügung, um Rangkämpfe zu minimieren. Rutschfeste Böden sowie durchdachte Laufwege vermeiden Stress im Stall, besonders beim Melken.
Informationen zum Thema "Gesunde und vitale Rinder"
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* Haftungsausschluss: Diese Informationen stellen keine medizinischen Ratschläge dar und ersetzen keine medizinische Diagnose, Beratung und Behandlung diesbezüglich durch einen Tierarzt. Trotz größter Sorgfalt bei deren Erstellung kann keine Gewähr und keine Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen werden.