Bullenstall & Rindermaststall planen, bauen, einrichten

Wer Rinder oder Bullen mästet, weiß: Der Stall ist das Herzstück des Betriebs – und eine der wichtigsten Stellschrauben für Tierwohl, Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Ob Sie einen Neubau planen oder Ihren bestehenden Stall anpassen möchten – eine gute Konzeption entscheidet über den langfristigen Erfolg.

Bei uns erfahren Sie kompakt und praxisnah aufbereitet, worauf es beim Bau, Umbau oder der Modernisierung eines Bullenmaststalls oder Rindermaststalls wirklich ankommt. Wir zeigen, welche Überlegungen vorab wichtig sind, stellen verschiedene Stallsysteme vor und geben konkrete Hinweise zu Platzbedarf, Grundriss, Belüftung und Ausstattung.

Inhaltsverzeichnis

BayWa-Services für den Bullenmaststall

Ob die Haltung, Fütterung oder Gesundheit Ihrer Mastbullen, der Bau oder die Ausstattung Ihres Mastviehstalls: Mit über 100 Jahren Erfahrung in der Landwirtschaft ist die BayWa Ihr verlässlicher Partner in der Rinderhaltung. Unsere erfahrenen Expertinnen und Experten stehen Ihnen mit individueller Beratung, hochwertigen Produkten und Services zur Seite und entwickeln maßgeschneiderte Lösungen für Ihren Mastbetrieb. Kontaktieren Sie uns per E-Mail oder über unser Kontaktformular – oder besuchen Sie einen unserer BayWa-Standorte. Wir freuen uns auf Sie!

Neubau Rindermaststall

Bullenstall und Rindermaststall neu bauen oder umbauen?

Wer einen zukunftsfähigen Bullen- oder Rindermaststall plant, steht oftmals vor einer zentralen Frage: umbauen oder neu bauen? Beide Lösungen bieten Vor- und Nachteile, die vor allem von Betrieb, Standort, Budget und der geplanten Haltungsform abhängen. Wir bringen es für Sie auf den Punkt.

Neubau eines Bullenmaststalls

Die Vorteile eines Neubaus liegen auf der Hand: Ob Automatisierung, Arbeitszeit- und Futtereffizienz, optimierte Wege, eine verbesserte Belüftung oder Beleuchtung, eine andere Haltungsform, mehr Tierwohl, ein neuer Standort … Sie können Ihren Stall frei nach Ihrem individuellen Bedarf planen und gestalten.

Staatliche Förderungen unterstützen Sie bei vielen Projekten. Denn eine der größten Herausforderungen beim Bau eines neuen Bullenstalls stellen die Investitions-Kosten dar – ebenso wie der Aufwand für Planung, das Einholen von Genehmigungen und der Bau selbst. Doch es lohnt sich! Ihr neuer Stall verbessert Tierwohl, Arbeitsabläufe und Wirtschaftlichkeit durch moderne Technik und artgerechte Haltungsbedingungen. Damit sichert er die Zukunft Ihres Betriebs durch Anpassungen an gesetzliche Vorgaben und steigende Anforderungen.

Umbau oder Umnutzung bestehender Gebäude

Der Umbau eines vorhandenen Stallgebäudes ist meist kostengünstiger durchzuführen als ein Neubau. In vielen Bundesländern gibt es Fördermöglichkeiten, die Landwirte unterstützen. Auch Aufwände für Genehmigungen und die Dauer der Umsetzung fallen oftmals geringer aus.

Die Voraussetzung für einen Umbau ist jedoch, dass die Bausubstanz entsprechend vorhanden und nutzbar ist. Meist ist der Spielraum bei Grundriss und der Nachrüstung neuer Technik für Entmistung, Fütterung oder Belüftung begrenzt. Bei Tierwohl und Arbeitseffizienz müssen unter Umständen Kompromisse geschlossen werden. Unter ungünstigen Bedingungen ist das Gebäude möglicherweise nicht auf eine neue Haltungsform anpassbar (Haltungsform 3, 4 oder gar Bio).

BayWa Komplett-Service: Bullenstall Neubau und Umbau

Ob Spaltenbodenstall, Tretmiststall oder Tiefstreustall … Planen und bauen Sie Ihren Rinderstall mit der BayWa – schlüsselfertig und alles aus einer Hand. Profitieren Sie von unseren maßgeschneiderten Lösungen für Ihren Mastbetrieb. Unsere Experten von BayWa Stall+Systeme unterstützen und begleiten Sie von der ersten Idee über die Planung und Umsetzung bis hin zur Ausstattung und Inbetriebnahme Ihres Neubaus oder Umbaus. Mit uns sichern Sie nicht nur Tierwohl und beste Aufzuchtwerte, sondern auch Stallbauförderungen und wirtschaftlichen Erfolg.

Rinder im Maststall

Planung, Grundriss & Platzbedarf beim Bullenmaststall

Die Planung eines Bullenmaststalls bildet die Grundlage für eine erfolgreiche und zukunftsfähige Rindermast. Dabei ist zunächst die optimale Stallgröße zu bestimmen. Sie richtet sich nach

  • der angestrebten Herdengröße
  • der Haltungsform (zum Beispiel Tretmist, Spaltenboden, Tiefstreu)
  • der Fütterungsstrategie
  • dem Grad der gewünschten Automatisierung in den Bereichen Fütterung, Entmistung und Reinigung.

Ebenso fließen betriebliche Abläufe, regionale Gegebenheiten (zum Beispiel verfügbare Fläche, Güllewirtschaft, Futterlagerung), rechtliche Vorgaben (TierSchNutztV, TA Luft) sowie spätere Erweiterungsmöglichkeiten in die Planung ein.

Grundriss

Der Grundriss des Rindermaststalls sollte eine klare, funktionale Struktur aufweisen, bei der die Bereiche für Fressen, Liegen und Laufen logisch und effizient angeordnet sind. Eine kompakte Bauweise mit kurzen Wegen verbessert die Arbeitswirtschaft, während großzügige Flächen den Tierkomfort und die Anpassungsfähigkeit fördern. Besonders wichtig sind …

  • ausreichend breite Laufgänge (Breite abhängig vom Stall-System zwischen 2,5–5 Metern) mit rutschfestem Bodenbelag
  • trockene und rutschfeste Liegefläche mit ausreichend Platz pro Tier (je nach Gewichtsstufe)
  • zentral oder einseitig platzierte Futtertische mit ausreichend Fressplätzen (mindestens ein Fressplatz pro Tier)
  • unter Umständen eine gute natürliche Belichtung und Belüftung zum Beispiel durch offene Seitenwände oder Windschutznetze (Offenstall)

Funktionsbereiche für die Futter- oder Güllelagerung, Gesundheitskontrolle, Technik und Stromversorgung müssen ebenfalls berücksichtigt werden.

Bei einem Umbau bestehender Gebäude ist eine genaue Analyse des vorhandenen Grundrisses nötig. Die Umgestaltung sollte sich an den baulichen Gegebenheiten orientieren, aber dennoch die aktuellen Anforderungen an Tierwohl, Arbeitswirtschaft und Hygiene erfüllen.

Platzbedarf im Maststall

Wie viel Platz ein Mastrind beziehungsweise ein Mastbulle im Stall benötigt, hängt vor allem vom Lebendgewicht des Tiers und dem Haltungssystem ab. Informieren Sie sich hierzu in derTierschutzleitlinie für die Haltung von Mastrindern ↗.

Mastbullen auf Spaltenboden

Stallsysteme und Haltungsformen im Rindermaststall

In der Rindermast und insbesondere in der Bullenmast hat sich vor allem die Haltung in Laufställen durchgesetzt – und das in verschiedenen Formen und Ausprägungen. Alle davon können sowohl als geschlossenes Gebäude als auch – bei der Bullenmast häufiger – als Offenstall oder Offenfrontstall betrieben werden.

A) Laufstall mit Vollspaltenboden

Diese Form des Laufstalls ist in konventionellen Mastbetrieben sehr weit verbreitet. Die Masttiere stehen dabei ohne Einstreu auf einem Spaltenboden aus Beton, unter dem sich eine Güllegrube befindet. Da der Mist größtenteils durch die Spalten abfließt, ist der Arbeitsaufwand für die Entmistung und Reinigung gering. Als nachteilig hat sich die sehr hohe Verletzungsgefahr insbesondere beim Hinlegen und Aufstehen erwiesen. Dadurch wird nicht nur die Gesundheit der Rinder beeinträchtigt, es führt auch zu Verhaltensabweichungen (Vermeidungsverhalten). Für Kälber unter sechs Monaten ist der Vollspaltenboden daher mittlerweile nicht mehr zulässig. In Neubauten oder Umbauten muss Mastrindern eine weiche, elastische Liegefläche zur Verfügung gestellt werden.

Viele Betriebe kombinieren daher und statten ihren Rindermaststall oder ihren Bullenmaststall …

  • mit Teilspaltenboden aus: Im vom Lauf- und Fressbereich getrennten Liegebereich kann beispielsweise mit Gummimatten (mit Schlitzen) oder gummierten Spalten nachgerüstet werden.
  • mit einem Liegebereich beziehungsweise Liegeboxen mit Einstreu aus (zum Beispiel Stroh), während der Laufbereich weiterhin mit Spalten versehen bleibt.

B) Tiefstreu-Stall – Bullenmast auf Stroh

Beim Tiefstreu Stall wird der Boden mit einer anfangs circa 15 bis 30 Zentimeter hohen Schicht aus organischem Material wie Stroh, Holzspäne oder Häcksel, in selteneren Fällen auch aus Holzpellets oder Miscanthus (Elefantengras) eingestreut. Am Ende kann die Höhe der Tiefstreu bis zu 80 Zentimeter betragen.

Bei dem System wird zwischen Einflächen- und Zweiflächen-Tiefstreustall unterschieden.

  • Beim Einflächen-Tiefstreustall wird der komplette Stall bis auf den Futtertisch eingestreut. Da die Mistmatratze kontinuierlich wächst, müssen Futter- und Tränkestellen möglicherweise höhenverstellbar sein. Das System ist eher in der ersten Mastphase üblich und nicht für die Endmast geeignet.
  • Beim Zweiflächen-Tiefstreustall wird nur der abgesenkte Liegebereich eingestreut, was den Strohverbrauch deutlich verringert. Im Fress- und Laufbereich ist der Futtertisch meist erhöht und der Boden in der Regel mit Gummimatten, Betonböden oder Spaltenböden ausgestattet. Zur besseren Trennung der Bereiche kann zusätzlich mit Trenngittern oder mobilen Wänden gearbeitet werden. Gerade zu Beginn der Einstreu befinden sich zwischen den Bereichen Stufen, die von den Tieren überwunden werden müssen, bis die Tiefstreu ihre maximale Höhe erreicht hat.

Bei beiden Systemen bietet die dicke Schicht den Bullen und Mastrindern eine komfortable Liegefläche (Matratzensystem). Sie wird täglich oder mehrmals pro Woche in kleineren Mengen nachgestreut und damit kontinuierlich aufgebaut. Dabei vermischt sich die Tiefstreu mit dem Mist der Tiere und bindet Nässe und Gerüche. Die unteren Schichten werden im Laufe der Zeit fermentiert, wodurch sich Wärme bildet, die sich insbesondere bei kälteren Temperaturen positiv auf das Stallklima auswirken kann.

Das System funktioniert am besten, wenn der Maststall gut belüftet ist und die Tiere nicht im eigenen Mist liegen. Daher ist regelmäßiges Nachstreuen essenziell. Bei schlechter Pflege kann es schnell zu Problemen wie Ammoniakbelastung, Klauenkrankheiten oder Liegegeschwüren kommen.

Entmistet wird je nach Grundvoraussetzungen im Stall: Bei Langzeit-Tiefstreu mit Matratzensystem, guten hygienischen Bedingungen und optimaler Belüftung wird die Schicht höchstens zwei- bis viermal im Jahr mit dem Frontlader oder Schrapper vollständig entfernt, – auf jeden Fall aber am Ende des Mastdurchgangs. Dann beginnt der neue Durchgang mit frischer Streu. Unter weniger optimalen Bedingungen (zum Beispiel bei schlechterer Belüftung oder hoher Feuchtigkeit) muss unter Umständen alle vier bis sechs Wochen komplett entmistet und mit frischer Streu neu aufgebaut werden.

Da die Rindermast mit Tiefstreu beziehungsweise auf Stroh einen hohen Aufwand an Einstreumaterial, Betriebskosten und Arbeitszeit mit sich bringt, finden sich Tiefstreuställe vor allem in kleineren oder Bio-Betrieben. Bei der Endmast sind sie weniger üblich, bei der Aufzucht von Kälbern, Fressern (männlichen Jungrindern) sowie Färsen jedoch verbreitet.

C) Tretmist-Stall

Beim Tretmiststall stehen, liegen und bewegen sich die Rinder auf einer eingestreuten Fläche mit Gefälle (circa drei bis fünf Prozent). Die Einstreu vermischt sich mit dem Kot und Urin der Tiere, die den Mist festtreten. Mit der Zeit entsteht eine Mistmatratze, deren unterste Schicht kompostiert, wodurch es auch zu einer gewissen Wärmeentwicklung kommt. Voraussetzung für die Verdichtung ist, dass eine ausreichende Belegdichte sowie ein Lebendgewicht von mindestens 250 Kilogramm pro Tier vorliegen. Zu wenige oder zu leichte Tiere können die Schicht nicht entsprechend komprimieren.

Durch die Neigung und die Bewegung der Rinder wird der Mist langsam hangabwärts in den Mistbereich abtransportiert (Gletscherprinzip) und kann dort abgeschoben werden. Der Aktivitätsbereich selbst liegt höher und bleibt daher trockener und sauberer. Hier wird auch täglich oder mehrmals wöchentlich nachgestreut. Der feste, stark verdichtete Mistkörper wird am Ende der Mastperiode oder ein- bis zweimal im Jahr mit Maschinen ausgeräumt.

Als Einstreu-Material verwendet werden:

  • Langstroh: gute Saugkraft, hohes Volumen, schlechter zu handhaben
  • Kurzstroh/gehäckseltes Stroh: gut für das Gletscherprinzip geeignet, einfacher zu dosieren und zu verteilen, durchmischt sich gut mit Kot und Urin
  • Kombination aus Häckselstroh und Strohpellets: Pellets erhöhen Saugkraft, Häckselstroh bringt Struktur, effizient bei hoher Feuchtigkeit
  • Strohpellets: sehr saugstark, keimarm, meist in Kombination mit anderer Einstreu, da allein zu hart und kompakt
  • Sägemehl/Hobelspäne: nur bedingt geeignet, eher als Beimischung zur Strohgrundlage, kann zu matschig oder staubig werden

Der Fressbereich oder Fressgang ist im Tretmiststall meist erhöht oder mit Fressgittern abgetrennt. Der Boden in diesem Bereich ist nicht eingestreut, sondern mit rutschfestem Beton oder Gummimatten ausgestattet.

Der Strohverbrauch ist beim Tretmist-System hoch, fällt jedoch geringer aus als beim Tiefstreustall. Wird nicht regelmäßig nachgestreut, kann es zu Geruchs- und Ammoniakentwicklung kommen. Wird die Fläche zu feucht oder uneben, besteht die Gefahr von Klauenproblemen.

Der Tretmiststall mit Gletscherprinzip ist in der Bullenmast weit verbreitet, da die Tiere schnell das nötige Gewicht erreichen. Das System eignet sich gut für eine Automatisierung bei Fütterung, Nachstreu und Entmistung. Grundsätzlich ist der Bau eines Tretmiststalls günstiger als beispielsweise eines Spaltenbodenstalls. Allerdings bestehen zusätzliche Kosten für den Kauf und die Lagerung des Einstreumaterials sowie ein höherer Arbeits- und Pflegeaufwand. Aufgrund der weitgehend unkomplizierten Umsetzung ist der Tretmiststall auch eine gute Option für einen Umbau.

D) Weitere Stallsysteme: Anbindestall, Boxenlaufstall & Co.

Neben den verschiedenen Formen der Laufstall-Haltung, finden sich in der Mast noch folgende weitere Stallsysteme:

  • Anbindehaltung: Die Anbindehaltung ist ein Auslaufmodell in der Bullen- und Rindermast, da die Haltungsform für Neubauten nicht mehr zulässig ist und voraussichtlich bis zum Jahr 2034 generell abgeschafft sein soll. Darüber hinaus ist mittlerweile der regelmäßige Zugang zu einer Weide oder einem Laufhof für weibliche Masttiere (meist Färsen) bis auf wenige Ausnahmen Pflicht. Männliche Tiere dürfen maximal sechs Monate ihrer Lebenszeit angebunden werden und sollten als Jungtiere soweit möglich Weidegang erhalten.
  • Liegeboxenlaufstall: Bei diesem Haltungssystem, das ebenfalls zu den Laufställen zählt, ist der Stall in die drei voneinander getrennten Funktionsbereiche Liegebereich mit Einzelboxen, Laufbereich (Verkehrs-/Bewegungsflächen) und Fressbereich unterteilt. Die Tiere können sich frei bewegen und liegen, ohne in ständiger Interaktion mit anderen zu stehen, was den Stress minimiert. In der Bullenmast hat sich der Boxenlaufstall bisher noch nicht stark durchgesetzt, auch wenn das System bei entsprechend breiten Boxen und Laufgängen durchaus umsetzbar ist. Häufiger kommt der Liegeboxenlaufstall bereits bei der Aufzucht von Färsen zum Einsatz.
  • Runder Bullenstall/Roundhouse: Runde Bullenställe – oft als Roundhouse bezeichnet – sind moderne, kreisförmige Stallgebäude für die Rindviehhaltung, insbesondere für Mastbullen oder auch Mutterkühe. Die Bauweise erfolgt oft offen mit einem kegelförmigen Dach oder als Zeltkonstruktion. Die Buchten für die Tiere sind um die Mitte herum in einem großen Ring oder wie Tortenstücke in Segmenten angeordnet. Vorteile des Systems sind unter anderem eine effiziente Raumnutzung, hohe Arbeitssicherheit dank des verringerten direkten Kontakts zu den Tieren sowie weniger Konflikte und Verletzungen aufgrund mangelnder toter Winkel, Engstellen und Ecken.

Haltungsform 3 in der Rinder- und Bullenmast

Die Haltungsform 3 ist eine der fünf Haltungsformen, die tierische Produkte im Lebensmitteleinzelhandel kennzeichnen (Tierhaltungskennzeichnung). In Bezug auf Mastvieh sollen sie die Haltungsbedingungen sowie die Qualität und Herkunft von Rindfleisch für Verbraucher transparent machen.

Für Jungbullen, Ochsen, Färsen und Mastkälber ist für die Haltungsform 3 die Haltung im Laufstall mit Laufhof oder Weidegang sowie im Offenstall möglich. Mindestflächen sind dabei abhängig vom Gewicht der Tiere einzuhalten. Darüber hinaus gibt es Vorgaben bezüglich Fütterung, Enthornung, Tiergesundheit, Kontrolle und Datenerfassung. Anbindeställe sowie Vollspalten-Laufställe ohne Außenklimazugang sind für die Haltungsform 3 nicht zugelassen.

Liegebereich im Rindermaststall

Stalleinrichtung & -ausstattung

Die gut geplante Stall-Ausstattung ist entscheidend für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Mastbullen und Mastrindern. Neben optimalen Fütterungssystemen und Tränken zählen auch die effiziente Belüftung, Entmistung und gegebenenfalls Auslaufmöglichkeiten zu den Grundpfeilern eines modernen Bullenstalls.

1) Belüftung und Temperatur im Bullenmaststall

Eine optimale Belüftung und Temperatur sind das A und O für das Klima im Maststall. Nur wenn ausreichend Frischluft zugeführt wird beziehungsweise ein Luftaustausch stattfindet, können Ammoniak (NH3), Schwefelwasserstoff (H2S) und Kohlendioxid (CO2) sowie Luftfeuchte abgeführt werden. Andernfalls kann es zu Atemwegserkrankungen, Stress, reduzierter Futteraufnahme und Leistungsabfällen bei den Tieren kommen.

Folgende Grenzwerte sollten im Maststall nicht überschritten werden:

  • Ammoniak: 10 ppm
  • Schwefelwasserstoff: 5 ppm
  • Kohlendioxid: 3000 ppm
  • Luftfeuchte: 60–80 Prozent

In einem engen Zusammenhang mit der Belüftung steht die Temperaturregelung im Stall. Die optimale Temperatur liegt für Bullen zwischen fünf und 20 Grad Celsius. Zugluft und Hitze (über 25 Grad Celsius) sollten vermieden werden, da dies die Mastleistung beeinträchtigen kann.

Die Planung und Installation eines effektiven Belüftungssystems hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter von Stallgröße und -form, Tierbesatz und externen Witterungsbedingungen. Dabei stehen im Stallbau verschiedene Systeme zur Wahl:

  • natürliche Belüftung: zum Beispiel durch Querlüftung via Luftschächte, Fenster, Firstöffnungen oder im Fall der Offenstallhaltung offene Gebäudeseiten mit Windschutznetzen, durch die Luft von außen einströmen kann
  • mechanische Belüftung: zum Beispiel mithilfe von Lüftern oder Ventilatoren an Stallwänden oder an der Stalldecke; ermöglichen eine präzise Steuerung des Luftaustauschs
  • kombinierte Belüftungssysteme: Hybride Systeme kombinieren natürliche (Hauptsystem) und mechanische Belüftung, wobei mechanische Lüfter und Luftklappen beispielsweise in heißen Sommermonaten oder bei hohem Stallbesatz mithilfe von Sensoren und modernen Steuerungssystemen für zusätzliche Luftzirkulation sorgen.

2) Beleuchtung

Die Beleuchtung im Rindermaststall bzw. Bullenmaststall sollte so gestaltet sein, dass sie das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere unterstützt und gleichzeitig eine effektive Mastleistung ermöglicht. Es ist wichtig, eine Balance zwischen ausreichendem Licht zur Förderung der Aktivität und einem ruhigen Bereich für die Ruhezeiten der Tiere zu finden. Tageslicht reicht bei natürlicher Beleuchtung durch Oberlichter oder offene Seitenwände meist aus, sofern die Beleuchtungsstärke im Aktivitätsbereich tagsüber mindestens 80 Lux beträgt. In geschlossenen oder nicht ausreichend beleuchteten Ställen kommen Leuchtstofflampen oder energieeffiziente LEDs zum Einsatz.

Während der Mastphase, insbesondere wenn das Ziel eine schnelle Gewichtszunahme ist, sollte das Licht möglichst konstant und in einer angemessenen Intensität sein. Die Tiere sollten keine längeren Phasen der Dunkelheit erleben, da dies ihre Futteraufnahme beeinträchtigen könnte. Ein Beleuchtungs-Zyklus von 16 Stunden Licht und acht Stunden Dunkelheit hat sich als günstig erwiesen, um die Tiere in ihrem natürlichen Rhythmus zu halten und gleichzeitig ihre Mastleistung zu optimieren.

3) Fütterungssysteme

Ziel der Fütterung im Maststall ist es, den Tieren die optimalen Nährstoffe in der optimalen Menge zu bieten, um ein schnelles, gesundes Wachstum zu fördern und gleichzeitig die Fleischqualität zu maximieren. Die Einrichtung entsprechender Futterstellen und Tränken ist daher entscheidend für die Produktivität und Gesundheit der Bullen und Färsen.

Übrigens: Futter ist einer der großen Kostenfaktoren in der Rindermast. Die Wahl des richtigen Fütterungssystems und der passenden Fütterungsstrategie kann dazu beitragen, die Mastleistung zu erhöhen, die Futteraufnahme effizienter zu gestalten und Futterkosten zu senken.

Mastrinder müssen jederzeit Zugang zu ausreichend qualitativ hochwertigem Futter haben. Der Fressbereich sollte daher so gestaltet sein, dass …

  • die Tiere in bequemer Haltung fressen können
  • Verletzungsrisiken vermieden werden
  • Rangkämpfe minimiert werden
  • die Oberflächen glatt und leicht regelmäßig zu reinigen sind

Damit alle Rinder gleichzeitig fressen können, muss das Verhältnis Futterplatz–Tier 1:1 betragen. Bei Ad-libitum-Fütterung ist ein Verhältnis von 2:1 möglich, sofern Grundfutter permanent verfügbar ist. Die vorgeschriebene Breite des Fressplatzes hängt in Neubauten und in Altbauten jeweils vom Lebendgewicht der Tiere ab. Bei behornten Tieren ist mehr Platz erforderlich.

Lebendgewicht Fressplatzbreite in Neubauten Fressplatzbreite in Altbauten
Vormast (250–449 kg) 55 cm 50 cm
Mittelmast (450–649 kg) 65 cm 60 cm
Endmast (≥ 650 kg) 75 cm 70 cm

 

Üblich ist ein Futtertisch, der 15 bis 20 Zentimeter über der Standfläche liegen sollte. Fressgitter beziehungsweise Selbstfanggitter sorgen für Ruhe beim Fressen und reduzieren die Futterverluste. Für behornte Tiere eignen sich gegebenenfalls Palisadengitter, die nach oben hin offen sind. Die Gitter sollten auf die jeweilige Mastgröße angepasst und leicht geneigt sein.

Moderne Rindermastbetriebe setzen zunehmend auf automatische Systeme, um die Fütterung zu steuern und zu überwachen. Automatische Fütterungssysteme wie Fütterungsroboter oder Futteranschieberoboter ermöglichen eine höhere Arbeitseffizienz, indem sie zeitaufwändige manuelle Aufgaben übernehmen. Gleichzeitig tragen sie zur Energieeinsparung bei, da die Futterausgabe präzise gesteuert wird und unnötiger Energie- und Ressourceneinsatz vermieden wird. Durch die Kombination aus optimierter Arbeitsorganisation und reduzierter Energieverwendung verbessern automatische Fütterungssysteme nachhaltig die Wirtschaftlichkeit zukunftsfähiger Mastbetriebe.

4) Tränken

Mastbullen und Co. müssen jederzeit Zugang zu sauberem Wasser haben. Die Tränken – meist Schalen- oder Trog-Tränken – sollten so angebracht sein, dass die Tiere in artgemäßer Haltung saufen können: Die Höhe, in der die Tränken angebracht sind, müssen folglich an die Größe der Tiere in der jeweiligen Mastphase angepasst sein.

Auf zehn Tiere sollte mindestens eine Tränke kommen. Um Verschmutzungen zu reduzieren, sollten sie nicht im Liegebereich installiert sein und täglich kontrolliert und gegebenenfalls gereinigt werden. In Außenklimaställen ist Frostschutz zu beachten. Automatisierte Tränksysteme bieten zahlreiche Vorteile hinsichtlich Effizienz, Hygiene und Überwachung, erfordern jedoch eine höhere Investition und regelmäßige Wartung.

5) Entmistung und Reinigung im Rindermaststall

Abhängig von Stallart, Haltungssystem und Herdengröße stehen unterschiedliche Entmistungs-Systeme zur Verfügung, die bei der Planung und beim Grundriss des Maststalls berücksichtigt werden sollten.

  • Bei Güllesystemen mit Spaltenboden fällt der Mist durch die Spalten in eine Güllegrube, die sich darunter befindet. Ein Entmistungsroboter kann aufgrund seiner kontinuierlichen und geräuscharmen Reinigung eine clevere Ergänzung darstellen. Bei starker Verschmutzung wird mit Schieber, Besensystem oder Hochdruckreiniger manuell nachgereinigt. Die Art der Entmistung ist sehr effizient, ideal für eine Automatisierung und verursacht wenig Arbeitsaufwand.
  • Bei Tretmistsystemen kommen stationäre sowie automatische Schieberanlagen zum Einsatz, mit denen mehrmals täglich der Mist in eine Sammelrinne oder an ein Ende des Stalls geschoben wird. Schwer zugängliche Stellen müssen eventuell manuell gereinigt werden. Frontlader oder Hoflader helfen beim Aufnehmen und Abtransportieren des Tretmists.
  • Bei Tiefstreu sind die Automatisierungsmöglichkeiten für die Entmistung und Reinigung geringer. Tägliches oder mehrmaliges Nachstreuen pro Woche halten die Oberfläche trocken und hygienisch. Dies kann händisch oder automatisiert erfolgen. Entmistet wird zwei- bis viermal im Jahr mit dem Front- oder Hoflader.

6) Laufhof und Auslauf

Für den Auslauf von Mastvieh steht der Zugang zu einer Weide oder zu einem Laufhof zur Wahl. Bei den Haltungsformen 4 (Auslauf/Weide) und 5 (Bio) ist der Auslauf (mit wenigen Ausnahmen) fester Bestandteil des Haltungskonzepts.

Ein Laufhof ist ein eingezäunter, meist befestigter Außenbereich, der an den Bullenstall angrenzt und den Rindern zusätzlichen Bewegungsraum sowie natürliche Klimareize bietet. Bei Neu- und Umbauten kann der Laufhof direkt an die Buchten angeschlossen werden, sodass die Tiere frei wählen, ob sie im Stall oder im Auslauf sein möchten. Der Boden sollte aus rutschfestem, trittsicherem Material bestehen. Er weist im Idealfall ein leichtes Gefälle von zwei bis drei Prozent auf, damit Flüssigkeiten abfließen können und Staunässe verhindert wird. Teilüberdachungen können vor zu intensiver Sonneneinstrahlung, Regen und Co. schützen. Zur Attraktivitätssteigerung können Tränken und Viehbürsten angeboten werden, wobei dafür entsprechend Platz eingeplant werden muss.

Kontakt BayWa Landwirtschaftliches Bauen

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