
Rinderstall & Kuhstall planen, bauen, einrichten
Wer einen Rinderstall plant, steht vor zahlreichen Herausforderungen – ganz gleich, ob es um einen Neubau, einen Umbau oder die grundlegende Einrichtung geht. Die Anforderungen an die moderne Rinderhaltung entwickeln sich stetig weiter: Mehr Tierwohl, bessere Arbeitsbedingungen, Flexibilität für zukünftige Entwicklungen und wirtschaftliche Nachhaltigkeit rücken immer stärker in den Fokus. Gleichzeitig stehen Landwirte oft vor der Frage: Wo anfangen? Welche Faktoren sind wirklich entscheidend? Und wie lässt sich der eigene Betrieb optimal weiterentwickeln?
Wir bieten eine Orientierungshilfe für alle, die sich mit dem Thema Rinderstall beschäftigen – vom ersten Planungsschritt über bauliche Überlegungen bis hin zur funktionalen Ausstattung – damit Sie Ihren Stall zukunftsfähig, tiergerecht und wirtschaftlich sinnvoll gestalten können.
BayWa-Services für den Kälberstall
Ob die Fütterung und Gesundheit Ihrer Tiere, der Bau und die Ausstattung Ihres Rinderstalls: Die BayWa ist Ihr zuverlässiger Partner in allen Fragen der Rinderhaltung. Unsere erfahrenen Expertinnen und Experten unterstützen Sie mit persönlicher Beratung, hochwertigen Produkten und umfassenden Dienstleistungen. Gemeinsam finden wir passgenaue Lösungen für Ihren Betrieb. Kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail, über unser Kontaktformular oder direkt an einem unserer BayWa-Standorte. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Rinderstall Neubau vs. Umbau
Wer einen modernen, zukunftsfähigen Rinderstall plant, steht meist vor der Wahl:
- einen neuen Stall bauen
- ein bestehendes Gebäude umbauen, sanieren und/oder erweitern
Kriterien für die Entscheidung sind unter anderem …
A) bestehende Gegebenheiten und Bewertung des Bestands, zum Beispiel …
- Ist der bestehende Stall baulich in einem guten Zustand?
- Sind die Grundmaße des vorhandenen Gebäudes für die neuen Anforderungen geeignet?
- Gibt es Altlasten wie Asbest oder Feuchtigkeit?
- Können aktuelle oder kommende Tierwohl- und Umweltauflagen erfüllt werden?
- Können Beleuchtung, Belüftung, Platzangebot und Laufwege verbessert werden?
B) betriebliche Ziele, zum Beispiel …
- Ist eine Aufstockung des Tierbestands geplant?
- Soll automatisiert werden (zum Beispiel Fütterung, Melkroboter)?
- Ist der Betrieb auf lange Sicht ausgerichtet (Generationenfolge)?
- Werden Arbeitskräfte eingespart oder ersetzt?
C) finanzielle Möglichkeiten und Wirtschaftlichkeit, zum Beispiel …
- Gibt es Fördermöglichkeiten?
- Kann der Betrieb die Kosten für einen Neubau leisten?
- Gibt es regionale Baukosten-Vorteile oder Altmaterialien?
- Ist eine Zwischenlösung während des Umbaus praktikabel?
Neubau und Umbau Rinderstall im Vergleich
Neubau | Umbau | |
---|---|---|
Investitions-Kosten | hoch | mittel bis niedrig |
Planungsfreiheit | sehr hoch | evtl. eingeschränkt |
Tierwohl-Standards | leichter umsetzbar | evtl. nur eingeschränkt anpassbar |
Arbeitswirtschaft | optimiert planbar | Anpassung teilweise schwieriger |
Genehmigungsaufwand | höher | mittel |
Bauzeit | länger | kürzer |
Zukunftssicherheit | hoch | evtl. eingeschränkt |
Flächenbedarf | oftmals mehr nötig | meist bestehende Fläche nutzbar |
Risiken | Bauverzögerungen, Kostenexplosion | Altlasten, bauliche Überraschungen |

Rinderstall-Konzepte nach Nutzung der Tiere
Milchkühe, Mastrinder und Bullen, Mutterkühe, Jungvieh oder Kälber – die Nutzungsrichtung und das Entwicklungsstadium Ihrer Tiere spielen die zentrale Rolle beim Neubau oder Umbau Ihres Rinderstalls: Sie bestimmen maßgeblich die baulichen Anforderungen, technischen Einrichtungen und das Managementkonzept. Jede Tiergruppe hat spezifische Bedürfnisse an Haltung, Fütterung, Platzangebot und Klimaführung.
1) Milchviehstall
Ziel des perfekten Stalls für Milchkühe ist es, eine maximale Milchleistung bei hoher Tiergesundheit und Komfort zu gewährleisten. In Deutschland hat sich für die Milchvieh-Haltung vor allem der Laufstall (Liegeboxenlaufstall) durchgesetzt. In kleineren bis mittleren Betrieben finden sich auch der Tretmiststall und der Tiefstreustall beziehungsweise Strohstall.
Abhängig von Herdengröße, Haltungsform, Automatisierungsgrad und vorhandener Infrastruktur werden …
- Melkbereich mit Melkstand oder automatischem Melksystem (ASM)
- Fressplätze für ad libitum oder gruppenweiser Fütterung
- komfortable Liegeflächen (oftmals Liegeboxen)
- Laufflächen und breite Laufgänge
- Separationsbereiche für Trockenstehzeit, Kalbung etc.
… im Stall angeordnet und organisiert. Idealerweise werden dabei Laufwege und Arbeitsaufwand auf ein Minimum reduziert.
Auch bei der Ausstattung eines Milchviehstalls stehen Leistung und Wohlbefinden der Kühe im Mittelpunkt:
- Melktechnik: Je nach Betriebsgröße und Automatisierungsgrad sind Melkstände, fahrbare Anlagen, Melkroboter oder automatische Melksysteme (AMS) einschließlich Wartebereich in die Planung einzubeziehen.
- Lüftung, Temperatur und Beleuchtung: Für optimale Luftqualität und ein geeignetes Stallklima sollten passende Lüftungssysteme frühzeitig vorgesehen und baulich integriert werden. Auch Licht wirkt sich auf Leistung und Tierwohl aus und muss durch Gebäudeöffnungen oder geeignete Beleuchtungssysteme sichergestellt werden.
- Fütterungssysteme und Wasserversorgung: Ausreichend breite und zahlreich vorhandene Fressplätze sowie geeignete Tränken sind im Vorfeld zu berücksichtigen.
- Entmistung: Je nach Herdengröße, Automatisierungsgrad und Stalltyp ist die Stallreinigung – etwa mit Schiebern, Spaltenböden oder Entmistungsrobotern – entsprechend zu planen.
- Auslaufmöglichkeiten: Sollen Kühe Auslauf zu einem Laufhof oder zur Weide erhalten, sind Zugang und Außenbereich entsprechend zu gestalten und in die Planung einzubeziehen.
2) Bullenstall/Rindermaststall
Ob bei Bullen, Färsen, Fressern oder Ochsen – ein schnelles und gesundes Wachstum bei minimalem Stress ist das Ziel des optimalen Mastviehstalls. Ausschlaggebend für die Planung und Gestaltung sind unter anderem Herdengröße, Haltungsform, Fütterungsstrategie, Automatisierung, betriebliche Gegebenheiten, rechtliche Vorgaben, Effizienz und Wirtschaftlichkeit.
Bei Bullenställen beziehungsweise Rindermastställen handelt es sich meist um einen …
- Laufstall mit Voll- oder Teilspaltenboden
- Tiefstreustall
- Tretmiststall (oft mit Gletscherprinzip)
Unterteilt ist er in verschiedene Bereiche für Fressen, Liegen und Bewegen. Der Platzbedarf richtet sich dabei jeweils nach Tiergewicht und Haltungssystem und ist gesetzlich geregelt.
Auch die Einrichtung und Ausstattung müssen schon bei der Planung mitgedacht werden.
- Belüftung und Stallklima: Frischluftzufuhr und Temperaturkontrolle sind essenziell zur Vermeidung von Krankheiten und Leistungseinbußen.
- Beleuchtung: Eine ausreichende, gleichmäßige Beleuchtung fördert Aktivität und Futteraufnahme.
- Fütterungssysteme: Eine effiziente Gestaltung des Fressbereichs und passende Futterstrategien senken die Kosten und fördern das Wachstum der Rinder.
3) Mutterkuhstall
Bei der Mutterkuhhaltung verbleiben die Kälber für sechs bis zehn Monate beim Muttertier. Ziel ist dabei nicht die Gewinnung von Milch, sondern die Fleischerzeugung mit dafür gezüchteten Fleischrassen. Die Kühe werden nicht gemolken, die Kälber erhalten die gesamte Milch der Mutter.
Demgegenüber steht die muttergebundene Kälberaufzucht, bei der die Milchproduktion im Vordergrund steht. Auch hier verbleiben die Jungtiere für mehrere Wochen bis Monate bei ihrer Mutter, bekommen jedoch nur einen Teil der Milch, da die Kühe zusätzlich gemolken werden. Deshalb ist bei muttergebundener Kälberaufzucht im Stall ein separater Bereich zum Melken erforderlich.
Der Stallbau beziehungsweise Umbau muss bei beiden Systemen allen Anforderungen gerecht werden – mit großzügigem Platzangebot, eingestreuten Liegeflächen und geeigneten Funktionsbereichen wie Kälberschlupf und Abkalbeboxen. Zugang zu einem Laufhof oder zur Weide ist oftmals üblich.
Bei der Stallausstattung ist auf ausreichend trockene Einstreu, funktionale Fressplätze, Tränken und hygienische Abkalbebereiche zu achten. Arbeitsaufwand bei Fütterung und Entmistung kann durch maschinelle Unterstützung reduziert werden.
4) Kälberstall
Eine optimale Aufzucht der Kälber unter minimiertem Infektionsdruck steht beim Kälberstall an oberster Stelle. Je nach Alter werden Kälber gehalten in …
- Einzelhaltung: bis zur achten Lebenswoche gesetzlich möglich zum Beispiel in Kälberboxen, Einzelbuchten, Kälberiglus oder Kälberhütten
- Gruppenhaltung: ab der zweiten Lebenswoche üblich, ab der achten Lebenswoche Pflicht beispielsweise in Einflächenbuchten, Zweiflächenbuchten, Großraum-Iglus oder im Gruppeniglu. Bekannte Stallsysteme für die Kälberhaltung sind der Riswicker Kälberstall und der Holsteiner Kälberstall.
Bei der Ausstattung des Kälberstalls sind Stallklima und Belüftung essenziell. Es sollte besonders darauf geachtet werden Zugluft zu vermeiden und die optimale Temperatur von zehn bis 20 Grad Celsius zu halten. Eine ausreichende Beleuchtung, rutschfeste, für die Einstreu geeignete Böden sowie flexible, stabile Trennungssysteme sollten ebenso bereits bei der Planung des Kälberstalls mitgedacht werden wie für Kälber geeignete Fütterungssysteme und eine praktische Entmistungstechnik.

Rinderstall-Systeme nach Haltungsformen
In der Rinderhaltung gibt es eine Vielzahl von Stallsystemen, die sich je nach Form der Haltung und Art des Stall-Gebäudes unterscheiden. Die Wahl des richtigen Rinderstalls hängt unter anderem von Faktoren wie Betriebsgröße, Tierwohl-Aspekten, Arbeitswirtschaft, Klima, Standort sowie vom Investitionsvolumen ab.
1) Anbindestall
Beim Anbindestall sind die Rinder einzeln angebunden und bleiben an ihrem festen Platz. Als Vorteile dieses Stall-Systems gelten der geringe Platzbedarf sowie die direkte Kontrolle über jedes Tier. Aufgrund der eingeschränkten Bewegungsfreiheit können die Rinder jedoch nicht ihr artgemäßes Verhalten entwickeln. Immer wieder wird ein Rückbau beziehungsweise das Verbot der Anbindehaltung – insbesondere der reinen Anbindehaltung – diskutiert. In Deutschland ist sie bis dato noch erlaubt. Für bestimmte Haltungsformen, Label und Verbände (zum Beispiel Haltungsform 4 & 5, Bioland, Demeter) ist die reine Anbindehaltung jedoch schon jetzt nicht mehr zulässig. Kombihaltung beziehungsweise teilweise Anbindung mit Auslauf kann unter bestimmten Bedingungen erlaubt sein.
2) Laufstall
Im Laufstall sind die Rinder nicht angebunden und können frei umherlaufen. Die Bewegungsfreiheit sorgt für ein besseres Sozialverhalten und mehr Tierwohl. Im Gegenzug sind ein höherer Platzbedarf und eine aufwendigere Stallpflege erforderlich.
Varianten des Laufstalls sind unter anderem:
- der Boxenlaufstall, bei dem abgetrennte Liegeboxen zur Verfügung stehen
- der Tiefstreustall, bei dem der Liegebereich mit einer dicken Einstreu (zum Beispiel Stroh) versehen ist, die kontinuierlich anwächst
- der Tretmiststall, bei dem die Rinder die Einstreu und den Mist festtreten. Über Wochen oder Monate bildet sich so eine dicke Schicht.
Alle Arten des Laufstalls können baulich auch mit einem Laufhof oder Weidezugang kombiniert werden.
3) Offenstall
Offenställe und Offenfrontställe ermöglichen die Haltung von Rindern und Milchkühen in einem offenen Stall mit Bewegungsfreiheit und Außenklima, – oft verbunden mit Auslauf in einem Laufhof oder auf der Weide. Mindestens eine Gebäudewand des Stalls ist dabei ganzjährig offen und so konzipiert, dass sie sowohl Schutz vor Witterung bietet (zum Beispiel mithilfe von Windschutznetzen oder Curtains) als auch ausreichend Frischluft und Licht zulässt. Je nach Bauweise können auch mehrere beziehungsweise alle Wände offen sein.
Der Offenstall ist kostengünstig, flexibel anpassbar und besonders in der Milchvieh-, Mutterkuh- und Masttierhaltung verbreitet. Bei Planung und Bau sollten jedoch Standort, Weidezugang, Witterungsschutz und saisonale Anforderungen berücksichtigt werden. Moderne Technik für Fütterung, Entmistung und Hygiene unterstützt sowohl das Tierwohl als auch die Betriebseffizienz.
4) Mobiler Rinderstall
Mobile Rinderställe sind transportable oder versetzbare Stallsysteme, die vor allem in der Weidehaltung, ökologischen Landwirtschaft und bei extensiven Haltungsformen eingesetzt werden. Oft handelt es sich dabei um einfach konstruierte Schutzbauten aus Metall oder Holz (zum Beispiel Rundbogenhalle) oder um Container- und Zeltlösungen. Sie bieten Schutz vor Regen, Wind, Sonne sowie Komfort für die Tiere direkt auf der Weide oder an wechselnden Standorten. Der mobile Rinderstall kann oftmals per Traktor oder Zugfahrzeug bewegt werden und ist insbesondere für kleinere Gruppen, Mutterkühe, Fresser oder Kälber geeignet.

Ausstattung für Ihren Rinderstall
Bei der Ausstattung und Einrichtung des Rinderstalls stehen Ihnen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, um das Wohlbefinden; die Gesundheit und die Milch- beziehungsweise Fleischleistung der Tiere sicherzustellen sowie Ihr Stallmanagement zu erleichtern.
A) Stallklima mit optimaler Belüftung & Temperatur
Eine gute Luftqualität sowie die Reduktion von Feuchtigkeit und Ammoniak (und anderen Schadgasen) ist im Stall entscheidend. Eine ausreichende Frischluftzufuhr ohne Zugluft kann sowohl …
- über natürliche Lüftungssysteme (zum Beispiel über offene Seitenwände oder Firstöffnungen) als auch
- über sinnvoll platzierte, mechanische Lüftungssysteme (zum Beispiel Ventilatoren)
… gewährleistet werden.
Rinder (mit Ausnahme von Kälbern) sind weitgehend kälteunempfindlich, aber hitzeempfindlich. Temperaturen über 25 Grad Celsius belasten die Tiere. Maßnahmen gegen Hitzestress (zum Beispiel Vordächer, Beschattungen, Ventilatoren) sind bei der Stallplanung mit zu berücksichtigen. Vor allem bei Offenställen bieten rollbare Seitenwände, Curtains oder Windschutznetze, die sich je nach Bedarf öffnen oder schließen lassen, Wetterschutz, ohne die Luftzirkulation zu behindern.
B) Beleuchtung im Rinderstall
Eine gleichmäßige und helle Ausleuchtung ist wichtig für das Tierwohl, die Leistungsfähigkeit und das Stallmanagement.
- Tageslicht lässt sich baulich durch Fenster, Lichtfirste, transparente Dachflächen oder offene Gebäudeseiten nutzen. Es garantiert nicht nur einen natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, sondern spart auch Stromkosten.
- Künstliche Beleuchtung erfolgt zum Beispiel mit für Stallgebäude geeigneten LED-Leuchten und sollte den Tag-Nacht-Rhythmus imitieren. Abhängig von der Art der Rindernutzung sowie vom Stallbereich kann die benötigte Beleuchtungsdauer und Intensität schwanken: Der Melkbereich profitiert beispielsweise von längerer oder zusätzlicher Beleuchtung ebenso wie Masttiere, die durch eine längere Beleuchtung mehr Futter aufnehmen. In Ruhebereichen oder für Trockensteher hat eine gemäßigtere Beleuchtung beziehungsweise eine kürzere Lichtdauer ihre Berechtigung.
C) Türen & Tore im Rinderstall
Tore und Türen spielen im Rinderstall eine wichtige Rolle für Arbeitsabläufe, Tierführung, Sicherheit und Stallklima. Sie müssen funktional, robust und auf die Bedürfnisse von Tieren und Menschen abgestimmt sein.
Ob Schiebetore, Rolltore oder Sektionaltore, ob Schwenktüren, Gattertüren oder Personenschleusen … Alle Stalltore und Stalltüren müssen für Tiere, Fahrzeuge (zum Beispiel Traktor, Futterwagen) und Technik ausreichend breit und stabil genug sein, um dem Gewicht und Druck von Rindern standzuhalten. Sie dürfen keine scharfen Kanten aufweisen oder eine Verletzungsgefahr – auch durch Einklemmen oder Durchrutschen – darstellen. Leichtes Öffnen und Schließen auch mit einer Hand oder im Winter, idealerweise mit Feststell- oder Selbstverriegelungsmechanismus, garantieren eine einfache Bedienbarkeit sowie zusätzliche Sicherheit.
Bei Außentoren sollte zum Schutz vor Zugluft, Wind und Regen eine gute Abdichtung vorliegen. In automatisierten Ställen können Türen und Tore mit Zugangskontrollen oder automatischer Öffnung per Transponder ausgestattet sein. Im Bereich von Melkständen oder Melkrobotern sorgen Türen mit Einweg-Funktion oder selektiver Steuerung für einen geregelten Ablauf beim Melken. In Offenställen finden sich oftmals Kombinationen von Curtains und Toren zur Klima- und Zugangskontrolle.
D) Der Boden im Rinderstall
Der Boden beziehungsweise Bodenbelag ist ebenfalls ein Hauptaspekt beim Bau Ihres Rinderstalls. Je nach Haltungssystem müssen bestimmte Anforderungen an den Untergrund erfüllt sein. Alle sollten idealerweise …
- den Rindern Trittsicherheit und im besten Fall Komfort bieten
- der mechanischen Beanspruchung durch Tiere, Maschinen und Gülle standhalten
- über eine Drainage oder einen Fäkalabfluss zur Ableitung von Urin und Kot verfügen
- leicht zu reinigen sein
- im Liegebereich eine Wärmedämmung aufweisen
Üblicherweise finden sich im Rinderstall folgende Arten von Böden:
- Spaltenboden: aus Beton, oft in Kombination mit Gummimatten in Laufgängen und im Liegebereich oder mit einer Beschichtung aus Gummi. Sie sind häufig in der Mast oder bei intensiver Milchviehhaltung zu finden. Spaltenböden sind leicht zu reinigen und mit automatischen Entmistungssystemen zu kombinieren, ohne Gummiauflagen oder Beschichtung bergen sie jedoch die Gefahr von Klauenverletzungen und bieten weniger Komfort.
- Vollboden mit planbefestigter Fläche aus Beton: Vollboden ist gut kombinierbar mit Schieber- oder Spülentmistung. Er kommt fast ausschließlich mit Gummimatten in Laufgängen und Liegeboxen oder mit Einstreu zum Einsatz. Im Durchschnitt erfordert er einen höheren Reinigungsaufwand als Spaltenböden.
- Tiefstreuboden (zum Beispiel Stroh): besonders in Bio-Betrieben oder bei Mutterkuhhaltung zu finden. Tiefstreu bietet einen sehr guten Liegekomfort, ist jedoch arbeitsintensiv und hat einen hohen Strohbedarf.
- Tretmistboden: Unter dem Tretmistboden befindet sich meist ein Vollboden aus Beton, der regelmäßig eingestreut wird. Die Einstreu wird zusammen mit dem Mist der Tiere festgetreten. Angewendet wird Tretmist häufig bei Jungvieh oder Mutterkühen – meist im Bereich der Liegeflächen. Er verlangt nur einen geringen technischen Aufwand, bietet den Tieren jedoch hohen Komfort. Nachteilig sind ein höherer Strohverbrauch und mehr Arbeitsaufwand bei der Entmistung.
Bei Vollboden oder Tretmistboden muss ein Gefälle vorliegen, damit Flüssigkeiten abfließen können. Gitterroste kommen im Rinderstall gezielt an bestimmten Stellen zum Einsatz, wo Flüssigkeitsabfluss nötig ist oder erhöhte Belastung durch Wasser oder Gülle auftritt, zum Beispiel an Tränken oder Übergängen zu Güllekanälen.
E) Entmistung & Reinigung
Hand in Hand mit Boden, Haltungsform und Co. gehen Entmistung und Reinigung des Rinderstalls. Dabei sind Hygiene und Tiergesundheit ebenso von Belang wie Arbeitswirtschaftlichkeit. Zur Wahl stehen unter anderem:
- Mechanische oder hydraulische Schiebentmistung: Stationäre oder fahrbare Systeme für planbefestigte Böden, bei der Schieber regelmäßig durchfahren und Kot in Querkanäle oder Gruben schieben.
- Spaltenböden mit Güllekanälen, bei denen der Tierkot direkt in den darunterliegenden Güllekanal fällt.
- Entmistungsroboter und selbstfahrende Schieber: Automatische Entmistungssysteme sind programmierbar, flexibel und können regelmäßig über Spalten oder planbefestigte Flächen fahren, allerdings sind die Anschaffungskosten meist höher.
- Mobile Entmistungssysteme sind kostengünstige und flexible Lösungen – besonders für Betriebe mit Stroheinstreu und/oder wechselnden Stallanforderungen, da sie ohne feste Installation vielseitig einsetzbar sind. Für die mobile Entmistung genutzt werden einfache Geräte wie Alttraktoren oder Radlader, sofern sie ausreichend Motorleistung und Eigengewicht vorweisen.
Regelmäßige, effektive Hygienemaßnahmen sind Grundlage für Tiergesundheit. Dabei kann die Reinigung des Stalls beziehungsweise bestimmter Stallbereiche sowohl manuell mithilfe von Schieber oder Mistgabel als auch maschinell mit Hochdruckreiniger oder Dampfstrahler erfolgen. Reinigungsmittel und Desinfektionsmittel sollten nicht korrosiv und auf die Stallmaterialien abgestimmt sein.
F) Fressbereich & Fütterungseinrichtung
Ein gut geplanter Fressbereich erhöht die Futteraufnahme, sorgt für einen reibungslosen Ablauf im Stallalltag und verbessert die Arbeitsorganisation. Bei der Konzeption und Umsetzung des Rinderstalls muss bei den meisten Fütterungssystemen mindestens ein Fressplatz pro Tier zur Verfügung stehen. Dies verringert Rangkämpfe und Stress beim Fressen.
Die Breite des Fressplatzes hängt dabei vom Entwicklungsstadium und der Nutzung der Rinder ab und ist gesetzlich geregelt. Eine gute Erreichbarkeit des Futters reduziert Futterreste und verhindert Selektion. Ist der Futtertisch leicht erhöht (circa zehn bis 15 Zentimeter über Klauenniveau) steigert dies den Fresskomfort. Bei Haltungsvarianten wie Tretmist oder Tiefstreu müssen die Fütterungseinrichtungen eventuell verstellbar sein, damit sie sich dem wachsenden Bodenniveau anpassen können.
Fressgitter beziehungsweise Selbstfangfressgitter können zusätzlich für Ruhe und Effektivität beim Fressen sorgen und das Fütterungsmanagement erleichtern, ebenso wie Futteranschieberoboter oder automatische Fütterungssysteme.
Frisches Wasser in ausreichender Menge muss den Tieren jederzeit zur Verfügung stehen. Die Tränken sollten gut erreichbar, einfach zu reinigen sowie bei Außenklimaställen frostsicher sein. Dabei ist auf eine ausreichende Durchflussrate von mindestens zehn bis 15 Litern pro Minute zu achten. Als Richtwert gilt, dass pro zehn bis zwölf Tiere mindestens eine Tränke vorhanden sein sollte, um Konkurrenzverhalten zu vermeiden und eine gleichmäßige Wasseraufnahme zu gewährleisten.
Im Fress- und Tränkebereich sind rutschfeste, trockene Böden essenziell. Optimale Licht- und Luftführung können die Futteraufnahme positiv beeinflussen.
G) Laufbereiche
Je nach Stallkonzept sind Laufbereiche miteinzuplanen. Hier sollten die Gänge gemäß den gesetzlichen Vorgaben breit genug für Gegenverkehr und Fluchtverhalten sein. Sackgassen, Engstellen und tote Winkel sollten wenn möglich vermieden werden. Insbesondere der Zugang zu Funktionsbereichen wie Tränken, Melkstand und Selektionseinrichtungen darf nicht zu Staus führen.
Rutschfeste, trockene Böden sind auf Laufflächen Pflicht. Gummimatten, gummierte Spalten oder strukturierter Beton können helfen, Klauenschäden und Unfälle zu vermeiden. Eine ausreichend helle Beleuchtung garantiert gute Sicht für Mensch und Tier.
H) Liegebereiche
Kühe verbringen zwölf bis 14 Stunden täglich liegend, was für Milch- beziehungsweise Fleischleistung, Klauengesundheit, Stoffwechsel und Erholung entscheidend ist. Die optimale Gestaltung des Liegebereichs fördert das Tierwohl und wirkt sich direkt auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebs aus.
Liegeboxen beziehungsweise Einzelboxen zählen heute zum Standard in modernen Milchviehställen. Die Mindestmaße sind jeweils gesetzlich geregelt. Gewählt werden kann unter anderem zwischen den Varianten …
- Tiefbox: Stroheinstreu oder Kalk-Stroh-Mist-Gemisch, sehr komfortabel, aber hoher Einstreu- und Arbeitsbedarf
- Hochbox: meist mit Gummimatte und etwas Einstreu, pflegeleichter, aber weniger weich
- Komfort-Liegeboxen: mit weicher Matratze (zum Beispiel Wasserbett, Schaummatte)
Vollflächige Liegebereiche mit Einstreu, Tiefstreu oder Tretmist finden vor allem bei Mutterkuhhaltung, Jungvieh oder auf Almen Anwendung. Sie sehen keine Trennungen vor und unterstützen somit das natürliche Liegeverhalten. Auch hier ist der Platzbedarf jeweils gesetzlich geregelt.
Für welches System Sie sich auch entscheiden: Der Liegebereich muss möglichst hygienisch, trocken und gegen Kälte isolierend sein. Die Rinder müssen sich leicht und sicher hinlegen und wieder aufstehen können. Ausreichend Platz, eine gute Polsterung sowie ein rutschfester Boden erhöhen den Kuhkomfort. Um Rangkämpfe zu vermeiden, sollten für alle Kühe genügend Liegemöglichkeiten verfügbar sein.
I) Melkbereich im Milchviehstall
Die Gestaltung des Melkbereichs wird bestimmt von Melkstand, fahrbarer Melkanlage oder Melkroboter. Je nach Entscheidung für eines dieser Systeme muss der Milchviehstall entsprechend angepasst werden, insbesondere hinsichtlich des Platzbedarfs, Zugangs und der Infrastruktur.
- Melkstände eignen sich für mittlere bis große Betriebe, bieten hohe Effizienz und teilweise Automatisierung.
- Fahrbare Melkanlagen sind flexibel, günstig und besonders für kleinere Betriebe geeignet.
- Melkroboter (AMS) ermöglichen es den Kühen, selbstständig zum Melken zu kommen, reduzieren den Arbeitsaufwand und liefern viele Daten, erfordern aber hohe Investitionen und Wartung.
Sorgfältige Stallplanung, zentrale Platzierung der Technik sowie sichere und gut beleuchtete Laufwege sind im Melkbereich essenziell.
J) Abkalbe-Bereich und Kälberschlupf
Für die Kalbung wird im Kuhstall ein separater, ruhiger Bereich mit reichlich Stroh und einfacher Überwachung oder mindestens eine Abkalbebox pro 20 bis 30 Kühe eingeplant.
Bei der Mutterkuhhaltung benötigen Kälber geschützte, warme Rückzugsbereiche mit Stroh, wie etwa Kälberiglus oder Gruppenboxen. Diese Bereiche sollten zugluftfrei und trocken sein. Um Kälbern den Zugang zu ermöglichen, ohne dass erwachsene Tiere folgen können, wird ein sogenannter Kälberschlupf eingesetzt – ein Durchlass, der nur von Kälbern passiert werden kann. Idealerweise bleibt der Sichtkontakt zur Mutter erhalten, beispielsweise über eine Gitterabtrennung im Laufstall.
K) Abtrennungen
Trennsysteme im Rinderstall regeln den Zugang, die Bewegung und das Management der Tiere und sind ein wesentliches Element für Sicherheit, Tierführung, Flexibilität und Tierwohl. Ob feste Gitter zur dauerhaften Trennung von Tiergruppen oder Stallbereichen, schwenkbare oder verschiebbare Gitter für den Einsatz in Wartebereichen, Treibgängen oder Behandlungsständen: Abtrennungen müssen Rindern standhalten – besonders in Stresssituationen. Zur Sicherheit für Mensch und Tier dürfen keine scharfen Kanten vorhanden sein, Einklemmgefahr muss vermieden werden. Je nach Art der Rinder sollte die Höhe des Gitters angepasst sein. Denken Sie Abtrennungen bereits bei der Planung Ihres Rinderstalls modular und steuern Sie damit klare Wege zu Fress-, Melk- und Ruhebereichen.
L) Auslauf im Laufhof oder auf der Weide
Ist ein Auslauf für Ihre Tiere vorgesehen, müssen Sie einen Laufhof mit planbefestigtem Boden oder den Zugang zu einer Weide bereits bei der Planung Ihres neuen Rinderstalls berücksichtigen. Der Zugang muss jeweils für die Tiere sicher, abhängig von der Tierzahl ausreichend breit und rutschfest gestaltet sein.
Für die tiergerechte Gestaltung eines Laufhofs ist der Platzbedarf gesetzlich geregelt. Der Boden im Laufhof sollte trittsicher, strukturiert und gut entwässerbar sein – ein Gefälle von etwa zwei bis drei Prozent kann dabei helfen, Flüssigkeitsansammlungen zu vermeiden. Zum Schutz gegen Regen oder Sonneneinstrahlung ist eine teilweise Überdachung zu empfehlen. Werden Tränken im Laufhof angeboten, sollten diese frostsicher sein.
Auch für Weidegang müssen entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden. Die Wege dorthin sollten trittsicher und möglichst befestigt sein, um Klauenprobleme und Erosion zu vermeiden. Weidezäune müssen stabil und für die jeweilige Tierart geeignet sein.

Automatisierung im Rinderstall
Automatisierung im Rinderstall spart Arbeitszeit, steigert das Tierwohl, erhöht die Produktivität und macht die Betriebsführung effizienter. Sie kann in vielen Bereichen des Rinderstalls zum Einsatz kommen.
- Fütterung: Automatische Fütterungssysteme und Fütterungsroboter mischen und verteilen zeit- und sensorgesteuert Futterrationen, die speziell an bestimmte Tiergruppen oder das Leistungsniveau angepasst werden können. Futteranschieberoboter (Futtervorlagehilfen) schieben bereits vorgelegtes Futter regelmäßig nach vorne.
- Melken: Mit automatischen Melksystemen und Melkrobotern ist automatisiertes, tierschonendes Melken möglich. Darüber hinaus liefern die Systeme Daten zu Milchmenge, Leitfähigkeit, Eutergesundheit etc. Automatische Reinigungs- und Desinfektionssysteme sorgen für Hygiene bei Melkanlage und Euter.
- Stallreinigung & Güllemanagement: Entmistungsroboter beziehungsweise Gülleschieberoboter reinigen zeit- oder sensorbasiert die vorgesehenen Stallflächen und tragen so zu Verbesserung der Stallhygiene bei, – ebenso wie automatische Einstreusysteme.
- Tierüberwachung: Mit Kamerasystemen können Sie Verhalten, Bewegungen oder gar Abkalbungen im Auge behalten und direkt aufs Smartphone, Tablet und an den PC senden lassen.
- Klimasteuerung & Beleuchtung: Automatische Lüftungssysteme unterstützen die Steuerung und Überwachung von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Ammoniakbelastung. Lichtsysteme mit Tageslichtsteuerung oder LEDs regeln die Beleuchtung im Rinderstall.
- Herdenmanagement-Systeme: Management-Tools unterstützen bei der Datenerfassung und Analyse. Je nach Ausführung lassen sich verschiedene Anwendungen (zum Beispiel aus den Bereichen Melken, Füttern, Gesundheit und Reproduktion) miteinander verknüpfen.
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