
Rinderhaltung – Expertenwissen für die Landwirtschaft
06.08.2025 – Ob Milchviehbetrieb, Mutterkuhhaltung, Kälberaufzucht oder Rindermast, ob konventionell, bio beziehungsweise ökologisch oder extensiv: Die artgerechte Haltung von Rindern ist sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus ethischer Sicht von großer Bedeutung.
Dabei stehen Landwirtinnen und Landwirte vor komplexen Herausforderungen – von der Wahl der passenden Haltungsform über die Einhaltung rechtlicher Vorgaben und Vorschriften bis hin zur Nutzung staatlicher Förderprogramme. Wir liefern Ihnen einen Überblick über alle wichtigen Themen rund um die Haltung von Rindern und bieten Ihnen Fachwissen – strukturiert, aktuell und abgestimmt auf die Bedürfnisse landwirtschaftlicher Betriebe.
BayWa-Services rund um die Haltung von Rindern
Perfekte Stallgestaltung, maßgeschneiderte Fütterung und umfassende Gesundheitsvorsorge – mit über 100 Jahren Landwirtschaftserfahrung ist die BayWa Ihr starker Partner für eine erfolgreiche Rinderhaltung. Unsere Expertinnen und Experten stehen Ihnen bei allen Fragen zur Seite und entwickeln gemeinsam mit Ihnen individuelle Lösungen, die genau zu Ihrem Betrieb passen. Nutzen Sie unser hochwertiges Produktsortiment, praxisnahe Beratung und moderne Serviceangebote. Kontaktieren Sie uns ganz einfach per E-Mail, über das Kontaktformular oder persönlich an einem unserer zahlreichen BayWa-Standorte. Wir freuen uns darauf, Sie zu unterstützen!
Wichtige Vorschriften & gesetzliche Grundlagen der Rinderhaltung
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Rinderhaltung in Deutschland sind klar geregelt. Die Vorschriften beziehen sich unter anderem auf Tierwohl, Platzangebot, Fütterung und Transport. In der Bio Rinderhaltung gelten zusätzlich die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung sowie die Richtlinien der jeweiligen Anbauverbände.
Zu den wichtigsten deutschen und EU-weiten Vorschriften zählen:
- Tierschutzgesetz ↗ (TierSchG), das die artgerechte Haltung, Pflege und Ernährung von Tieren sowie die Erlaubnispflicht für gewerbliche Tierhaltung regelt.
- Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung ↗ (TierSchNutztV), in der sich unter anderem genaue Vorgaben zu Haltung, Stallklima, Liegeflächen, Bewegungsmöglichkeit etc. finden.
Bei Tiergesundheit und Arzneimittelrecht gelten unter anderem:
- Tierarzneimittelgesetz ↗ (TAMG), das seit 2022 die Anwendung, Abgabe, Dokumentation von Arzneimitteln – darunter auch Antibiotika – regelt. Ergänzt wird sie dabei durch die EU-weite Tierarzneimittel-Verordnung VO (EU) 2019/6 ↗.
- Tiergesundheitsrecht ↗ (TierGesG), das die Grundlage für die Bekämpfung von Tierseuchen bildet und die Meldungspflicht bei bestimmten Krankheiten regelt.
Um hygienisch einwandfreie und rückverfolgbare Futtermittel (und in der Folge Lebensmittel) zu sichern, gilt es im Bereich Futtermittel unter anderem die folgenden Vorgaben zu berücksichtigen:
- Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) ↗
- Verordnung (EG) Nr. 178/2002 – Basisverordnung des EU-Lebensmittelrechts ↗
- Verordnung (EG) Nr. 183/2005 – Futtermittelhygieneverordnung ↗
- Verordnung (EG) Nr. 767/2009 – Inverkehrbringen und Kennzeichnung von Futtermitteln ↗
- Lebensmittelhygieneverordnungen ↗ (z. B. VO (EG) 852/2004, 853/2004)
Tierkennzeichnung & Herkunftsnachweis werden mithilfe der Viehverkehrsverordnung ↗ (zum Beispiel Ohrmarkenpflicht, Meldepflichten an HI-Tier) sowie die Datenbank von HI-Tier ↗ geregelt. Bei der Entsorgung toter Tiere etc. greift das Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz (TierNebG) ↗.
Im Zusammenhang mit Stallbau-Themen sind beispielsweise folgende Regelungen von Belang:
- Baurecht (BauGB ↗, BauNVO ↗): Stallbau nur mit Genehmigung, ggf. Immissionsgutachten.
- Bundes-Immissionsschutzgesetz ↗ (BImSchG): relevant ab bestimmten Tierzahlen (>600 Rinder, >500 Mastkälber); Emissionen (Gerüche, Ammoniak) müssen begrenzt sein
- Düngeverordnung ↗ (DüV): Güllelagerung, -ausbringung, Nährstoffbilanzierung; Sperrfristen, Düngebedarfsermittlung
Ein praxisorientiertes Werkzeug, das Landwirtinnen und Landwirten hilft, gesetzliche Vorgaben und tierschutzrechtliche Anforderungen bei der Haltung von Rindern eigenständig zu überprüfen und zu dokumentieren, stellt die Eigenkontrollcheckliste dar. Sie ist ein standardisiertes Kontrollinstrument, das regelmäßig von Fachbehörden oder landwirtschaftlichen Organisationen (zum Beispiel LKV, LfL, Landwirtschaftskammern) herausgegeben wird – häufig bundeslandspezifisch (zum Beispiel Bayern, NRW).

Haltungsformen & Stalltypen in der Rinderhaltung
Ob Laufstall, Offenstall oder Anbindehaltung, Tiefstreu, Kompoststall oder Freiland – In der Rinderhaltung sind verschiedene Haltungsformen üblich, die jeweils unterschiedliche Standards und Bedingungen der Tierhaltung mit sich bringen. Berücksichtigt werden unter anderem Faktoren wie Bewegungsfreiheit, Stallgestaltung, Zugang zur Weide und das natürliche Verhalten der Rinder und Kühe. Die Wahl der Haltungsform beziehungsweise der Stallform hängt dabei auch stark von der Nutzungsrichtung der Rinder und Kühe ab.
Nutzung | Haltungsformen |
---|---|
Milchvieh | vor allem Laufstallhaltung; Tiefstreustall & Kompoststall ebenfalls möglich; Anbindehaltung rückläufig; Freilandhaltung / Weidehaltung aufgrund des Melkvorgangs häufig nur in Kombination mit Stallhaltung |
Mastrinder/Mastbullen | häufig Haltung im Laufstall; Tiefstreustall, Offenstall & Freilandhaltung/Weidehaltung üblich; Anbindehaltung nur noch wenig verbreitet |
Mutterkühe | Offenstall-Haltung und Freilandhaltung/Weidehaltung (Sommerweide) üblich; Laufstall ebenfalls möglich |
BayWa-Ratgeber zur Rinderhaltung
Tierhaltungskennzeichnung für Rinder
Die Tierhaltungskennzeichnung für Rinder umfasst seit dem 1. Juli 2024 fünf Haltungsformen, die Verbraucherinnen und Verbrauchern eine transparente Orientierung über die Haltungsbedingungen von Milchkühen sowie Jungbullen, Ochsen, Färsen und Mastkälbern geben. Für Landwirte sind die Haltungsformen ein Weg, sich auf dem Markt zu positionieren und Förderungen zu erhalten.
- Haltungsform 1 Stall (vormals Stallhaltung)
- Haltungsform 2 Stall + Platz (vormals Stallhaltung Plus)
- Haltungsform 3 Frischluftstall (vormals Außenklima)
- Haltungsform 4 Auslauf/Weide (vormals Klima)
- Haltungsform 5 Bio

Rinderhaltung & Fütterung
Futter ist ein zentraler Bestandteil der Rinderhaltung. Es hat direkten Einfluss auf die Tiergesundheit, das Wachstum, die Milch- oder Fleisch-Leistung, die Fruchtbarkeit und letztlich auch die Wirtschaftlichkeit der Haltung. Die Anforderungen unterscheiden sich je nach Nutzungsrichtung – Milchvieh, Mastrinder oder Mutterkühe – sowie nach Alter, Gewicht und physiologischem Zustand der Tiere (zum Beispiel Laktation, Trächtigkeit, Aufzucht). Nach exakter Rationsberechnung bildet Grundfutter die Basis der Fütterung und wird durch Kraftfutter, Mineralfutter und Zusatzstoffe ergänzt. Erfahren Sie mehr in unseren Fütterungs-Ratgebern.

Rinderkrankheiten
Von Mastitis und Kälberdurchfall über Ketose bis hin zu Blauzungenkrankheit und Labmagenverlagerung – Krankheiten stellen eine der größten Herausforderungen in der Rinderhaltung dar und können erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen.
Um Krankheiten bei Rindern und Kälbern vorzubeugen, sind …
- optimale Haltungsbedingungen
- gute Hygiene
- ausgewogene Fütterung
- regelmäßige tierärztliche Kontrollen
… entscheidend. Früherkennung und gezielte Behandlung spielen eine zentrale Rolle, um die Gesundheit der Herde langfristig zu sichern. Eine verantwortungsvolle Gesundheitsvorsorge trägt dazu bei, Produktivität und Tierwohl in der Rinderhaltung zu gewährleisten.
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Rinderrassen
In Deutschland existieren über 40 anerkannte Rinderrassen, die sich teils deutlich in ihrer Nutzung, Herkunft, Körpergröße und Eignung für verschiedene Haltungsformen voneinander abheben. Grundsätzlich wird zwischen Milch-, Fleisch- und Mehrnutzungsrassen unterschieden. Die Wahl der passenden Rinderrasse hängt stark von den betrieblichen Zielen sowie den betrieblichen Haltungsbedingungen ab.
Wichtige Auswahlkriterien sind unter anderem das Wachstum, die Fleisch- und/oder Milchqualität, die Futterverwertung, das Temperament sowie die Anpassungsfähigkeit an Stall- oder Weidehaltung. Jede Rasse bringt spezifische Vorteile und Nachteile mit sich – eine fundierte Entscheidung ist daher das A und O für die erfolgreiche Rinderhaltung.
Informationen zum Thema "Gesunde und vitale Rinder"
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